Sonntag, 11. Februar 2018

Über die Kunst sich selbst zu lieben – Valentinstagsspecial

Ich bin ein Mensch, der sogar Probleme hat, sich seinen eigenen Geburtstag zu merken. Daten sind alles andere als meine Stärke und so vergesse ich regelmäßig Geburtstage von Familienmitgliedern, guten Freunden und Bekannten. Kriegsende, Tag der Einheit, Wiedervereinigung, Schniblotag und – den Valentinstag. Das heißt, ich würde ihn vergessen, wenn nicht bereits einen Monat vorher die „Valentinstagsspecial-Angebote“ in meinen Email-Account eintrudeln würden. Wobei eintrudeln das falsche Wort ist. Sie stürmen meinen Account, gnadenlos und ignorant, denn ich bin Single und das seit ziemlich genau einem Jahr.



Eine Auswahl aus meinem Spam-Ordner... 




Letztes Jahr um diese Zeit passierte die Katastrophe, die meine Lebensplanung über Bord warf, mein Herz und meine Seele fast zerriss' und mich heute diesen Satz – nicht ganz ohne Schmerz – aussprechen lässt. Ich bin Single. Und Ende zwanzig. Die Uhr tickt. Und noch immer ist meine Seele verletzt. C'est la vie!

Der Valentinstag ist ein guter Tag für Singles, sich ihrer Lage bewusst zu werden und übers Alleinsein nachzudenken. Ein guter Tag, um zu überlegen, warum sogar der hässliche Nachbar von nebenan eine Freundin hat oder die unausstehliche Vorgesetzte. Warum all die anderen Menschen einen passenden Deckel gefunden haben, nur wir nicht. Ach, wir armen, einsamen Herzen…

Was für ein unausstehlicher Blödsinn! Singles, ist das euer Ernst!? Gibt es nichts anderes über das ihr euch definiert, als über euer Singlesein? Ist es nicht so viel mehr, was genau dich ausmacht? Ja, ich bin alleine. Es war nicht mein Plan, aber nicht alles lässt sich im Leben planen und darum muss ich damit umgehen. Und du auch. Und genau darum, ist der Valentinstag ein super Tag, um über bedingungslose Selbstliebe zu reden. Und dieses Gespräch ist nötiger, denn je!


Self-love is in the air!

Wer mich persönlich kennt, der weiß, dass ich mich gerne als arroganten Narzissten bezeichne. Warum? Weil es so ist. Ich selbst, finde mich schon ziemlich geil und ich bin der festen Überzeugung, dass ich jedes Recht dazu habe. Genau wie jeder andere Mensch auch. Gerade vielen von uns Frauen wird beigebracht bescheiden zu sein und sich bloß nicht selbst zu loben. Wer kennt nicht den Spruch „Eigenlob stinkt“? Ich aber sage: sei stolz auf deine Leistungen und Erfolge. Tue Gutes und rede darüber. Mach deinen Mund auf, fall' auf.

Genau dieses schüchterne und bescheidene Verhalten ist der Grund für bestehende Ungerechtigkeiten wie das Gender-Pay-Gap oder warum Männer bei der Vergabe von Führungspositionen oft bevorzugt werden. Sie werden nicht besser bezahlt oder bevorzugt, weil sie ein Y-Chromosom vorweisen können, sondern weil Frauen oft schlechter verhandeln und weniger Selbstbewusstsein ausstrahlen, ohne hier pauschalisieren zu wollen, denn ich weiß, es gibt auch schon heute eine Menge tapferer Frauen, die da draußen in der freien Wirtschaft ihren Mann stehen.[1]

Steh immer aufrecht! Vor dir und vor anderen


Du hast jedes Recht auf dich stolz zu sein. Auf deine Erfolge und auch auf deine Niederlagen. Denn sie sind nur ein Teil von dem Weg, den du gehst und nach jeder Niederlage bist du wieder aufgestanden und weiter gegangen, manchmal auch gehumpelt oder gekrochen. Sonst wärst zu schließlich nicht mehr hier und könntest diesen Blog lesen, oder?

Weg vom Geist und hin zu deinem Körper. Liebe deinen Körper. Viele meiner Freunde und Bekannten leben wie ich einen Fitness-Lifestyle. Gespräche bei uns drehen sich oft um Weight-Watchers-Punkte, Kalorien, Sport, Winkearme, Hängebäuche und Schwabbelbeine. Das Übliche. Ich selbst bin auch noch lange nicht am Ende meiner Fitnessreise und ich wurde durch diverse Lebensereignisse bös' zurückgeworfen. Noch gute 15kg Fett müssen meinen Körper verlassen bzw. für Muskelmasse ausgetauscht werden. Aber darf ich mich selbst erst ok finden, wenn ich wieder schlank und definiert bin? Nein! Ich darf mich auch jetzt schon schön, sexy und anziehend finden und das tue ich auch! Und du solltest das auch tun, denn nur dann strahlst du deine natürliche „Sexyness“ auch aus.

Nach einem fordernden Workout. Auch so kann Selbstliebe aussehen!


Hat ein Mann jemals zu dir gesagt „Oh wow, das geht gar nicht! Zieh dich bitte wieder an!“? Ich wette nein und das aus einem sehr simplen Grund. Frauen sind mit sich so viel selbstkritischer als Männer. Entspannt euch, Mädels und liebt euch für das was ihr bereits seid. Viele Männer haben gerne was zum Anfassen. Was, ihr seid gar nicht dick, sondern mega schlank gebaut? Auch hier gibt es einen Haufen Männer die darauf stehen und stellt euch vor: viele Männer mögen sogar mehrere Körpertypen. In meinen vielen Gesprächen mit Männern kam immer wieder heraus, wie nicht-wählerisch viele doch sind und zwar im besten Sinne. Wenn du einen halbwegs schönen Charakter hast, wird es für eine Bettgeschichte schon reichen und wenn es so richtig passt, vielleicht sogar für mehr.

Aber was machen wir? Schauen uns halb verhungerte Frauen bei Germany's Next Topmodel oder den Bachelor auf weRTLlos und Co an, in dem Frauen zu Objekten degradiert werden, die man zwar gerne sieht, aber nicht gerne hört. Am meisten wütend machen mich dabei die Kandidatinnen, die bei so einem entwürdigenden Müll überhaupt mitmachen. Sie sind eine Schande für die Emanzipation und den Feminismus, der uns Frauen das komfortable Leben ermöglicht hat, in welchem wir heute leben. Die meisten Frauenmagazine sind keinen Deut besser. Immer wieder derselbe Müll. Sextipps, damit wir Frauen den Männern noch besser gefallen können, Abnehmtipps, gefolgt von Tortenrezepten. Widerlich. Niemand muss dir erklären, wie du im Bett sein musst. Finde deinen eigenen Stil, entspann dich und dann hab einfach Spaß. Sex ist keine Wissenschaft. Wenn du deinen Körper optimieren möchtest, dann mach das, aber kasteie dich dabei nicht konstant selbst, sondern mach dir einen Plan und dann geh das ganze entspannt und unverkrampft an.

Es ist also Valentinstag und du bist alleine? Prima! Dann mach ein Date mit dir selbst aus und behandle dich und deinen Körper ´mal einen Tag mit dem Respekt, den du verdienst. Schnapp dir deine Lieblingsbodylotion und creme dich ein von Kopf bis Fuß (wahlweise auch umgekehrt). Nimm dir die Gesichtsmaske, die du schon so lange machen wolltest. Geh einen Tag in die Sauna (keine Sorge, da gibt es IMMER jemanden, der hässlicher ist als du!), lad dich zu einem richtig guten Essen und/oder einer Massage ein! Schreib einen Liebesbrief an dich selbst, in dem du auflistest, was du persönlich an dir magst. Ich bin mir sicher, dass du was finden wirst, wenn du lang genug drüber nachdenkst.


Es ist Valentinstag! Also Liebe! Liebe dich selbst!



PS: Alle Tipps gelten auch uneingeschränkt für Männer und Vergebene.



[1] Natürlich bin ich mir bewusst, dass aktuelle Defizite bei der Gleichberechtigung multikausal sind. Aber, bevor ein Haufen Feministinnen meinen Blog stürmen und mir Sexismus, Ignoranz oder am besten gleich beides vorwerfen, möchte ich hier um Verständnis bitten, dass in diesem Blogeintrag nicht weiter auf die Thematik eingegangen wird. Vielleicht hole ich das Thema ein anderes Mal nach, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß.

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