Mittwoch, 30. Dezember 2015

"Weinst du eigentlich oft?"

Diese Frage stellte mir heute ein guter Freund. Jemand mit dem ich vertrauter rede als mit vielen anderen Menschen. Ich habe kurz nachgedacht. Eigentlich weine ich nicht. Nur in Ausnahme-situationen. Ich bin so nicht erzogen worden. Vor anderen weine ich schon mal gar nicht. Schwäche zeigen ist in meiner Familie verpönt. In letzter Zeit weine ich jedoch öfters, denn das Leben ist gerade nicht sehr leicht. Ich denke so geht es jedoch den meisten Referendaren. Wir arbeiten am Limit. Aber meistens weine ich nicht.

"Weinst du eigentlich oft?"
"Nein, ich esse." 

Dies war darum meine ehrliche Antwort.

"Das ist nicht gut."
"Nein, das ist nicht gut, aber ich bin süchtig."
"Geht es dir danach besser?"
"Nein, danach geht es mir schlechter, aber währenddessen geht es mir gut. Danach frage ich mich, wie ein Mensch, der kurz vor der Hochbegabung steht so unglaublich dämlich sein kann."
"Aber wenn du weinst, dann geht es dir danach besser."

Das war ungefähr das Gespräch mit meinem Freund, der wohl einen gesünderen Weg zur Psycho-hygiene gefunden hat als ich. Wenn ich Stress hab, esse ich, wenn es mir schlecht geht, esse ich auch. Oft unbewusst. Und wenn ich es dann tue, rede ich mir die Dinge schön, verkaufe mir den ungesündesten Scheiß als gesund. Oder ich erlaube mir bewusst mich mit Dreck zu füttern, weil meine Lebenssituation es ja erfordert. Da brauche ich ja Nervennahrung! Gönn dir was! Die Schokolade hast du dir verdient!

Das Exzess-Essen findet übrigens immer heimlich statt, so wie das Weinen ja auch. Auch hier will ich keine Schwäche zeigen. Weder vor Freunden noch vor meinem Lebensgefährten würde ich jemals das essen, was ich alleine schon gegessen habe. Im Leben musst du hart sein. Da darf man keine Schwäche nach Außen zeigen. Weder mit Tränen, noch mit 500g Schokolade.

"Akam, du bist immer so stark. Was du schaffst ist der Wahnsinn!"

Ja, aber in mir wütet die Sucht nach Essen, um das zu kompensieren, was weder Körper noch Seele eigentlich aushalten könnten. Die Sucht besteht nicht einmal für das Essen selbst, sondern für das Essen als Tätigkeit. Ich genieße nicht, sondern bin - überspitzt formuliert - wie eine Schlange die ihren Kiefer ausrenkt und dann ein ganzes Rehkitz in einem schluckt. Von dem Geschmack bekomme ich dabei, ähnlich wie die Schlange, wenig mit. Eigentlich müsste es mich erstaunen, dass ich die Verpackung überhaupt entferne! Wahrscheinlich nur, weil Plastik sich so schlecht durchbeißen lässt.

Dabei ist es relativ egal was ich da in mich hineinstopfe, Hauptsache es geht schnell und hat sowohl viel Zucker als auch viel Fett... Berliner zum Beispiel erfüllen beides. Die sind super... Davon dürfen es dann gerne auch sechs Stück sein. Findest du das ekelhaft? Herzlichen Glückwunsch! Dann bist du kein emotionaler Esser... Ich bin einer. 

Auf Englisch klingt das viel schöner "Emotional Eater".  Die Tätigkeit selbst wird als "Binge Eating" "Exzess-Essen" bezeichnet. Und so kann man es ausdrücken. Es sind Ess-Exzesse.... Ohne Maß und vor allem ohne Ziel. Danach ist einem schlecht und man fällt in das allseits gut bekannte Fresskoma. Sprich: obwohl ich eigentlich viel leisten müsste, bin ich danach kaum dazu im Stande noch irgend-etwas zu tun. Verrückt, oder?!

Dabei könnte es so einfach sein! Nervennahrung hat nämlich nichts damit zu tun, möglichst viel industriell vermanschten Dreck in sich hinein zu schaufeln, sondern Nervennahrung ist erstmal alles was Vitamin B und D enthält bzw. zu dessen Bildung beiträgt.
Das wären beispielsweise Quinoa, Nüsse oder Fischöle... In stressigen Zeiten sollten wir unsere Körper eigentlich mindestens dreimal so gut behandeln wie in nicht stressigen Zeiten, denn wir brauchen diesen Extra-Kick, damit wir gesund und leistungsfähig bleiben. Wir sollten unser Immunsystem stärken und beispielsweise frischen Ingwertee trinken. Wir sollten uns wenigstens ein bisschen bewegen. So viel wie es die Situation halt zulässt. Wir sollten weniger oder am besten gar nicht mehr rauchen und Alkohol - ein Depressivum(!!!) - meiden oder wenigstens in Maßen genießen. 

Super einfach zu machen und wirkt Wunder°

Aber was machen wir? Wir nehmen den Stress, der Körper und Seele belastet, als Rechtfertigung dafür unseren Körper mit Dreck oder sogar Giften noch weiter zu belasten. Das ganze ist grotesk oder einfach nur ausgesprochen dämlich!

Ein schlauer Mann sagte Mal: "Wer keine Zeit für seine Gesundheit hat, wird später viel Zeit für seine Krankheiten brauchen." Dieser Mann war Sebastian Kneipp und er hat Recht. Ich habe mich in letzter Zeit oft selbst vergessen und promt die Quittung dafür bekommen. Zwischen Herbst- und Weihnachtsferien, das waren lediglich acht Wochen, habe ich es geschafft insgesamt drei Mal krank zu werden. Ich habe wirklich alles an Keimen mitgenommen, was mir angeboten wurde, als wäre ich in einem Victoria Secret Outlet gelandet, wo auf die reduzierten Preise nochmal 50% Rabatt drauf geschlagen werden!



"Weinst du eigentlich oft?"
"Nein, aber ich sollte wohl öfter weinen. Dann müsste ich meine Seele nicht mit Essen heilen."

Sonntag, 20. September 2015

Spartan Race Beast 12.09.2015 - Der Berg ruft!

Was ist noch bescheuerter als untrainiert bei einem 10km-Frauenlauf mitzumachen? Richtig! Untrainiert bei einem Spartan Beast anzutreten. Nunja... völlig untrainiert ist vielleicht übertrieben, aber mit Ruhm habe ich mich während der Sommerferien leider auch nicht bekleckert. Ich gelobe hiermit feierlich Besserung. Da Frau Schulz und ich unbedingt diese verdammte grüne Medaille haben wollten, machten wir uns - eine Woche nach Schulstart - auf ins schöne Ösiland, um dort was zu erleben.

Die Hinfahrt gestaltete sich ekelhaft. Pendler und Berufsverkehr, wir haben alles mitgenommen. Bei elend vollen Straßen brauchten wir acht Stunden um an unser Ziel, die Pension Anker in Walchsee, zu gelangen. Diese lag mit dem Auto ca. 25 Minuten vom Start in Oberndorf entfernt. Wir erreichten die Pension bei Dunkelheit. Umso begeisterter waren wir, als wir am Morgen die tolle Aussicht genießen durften. Berge so weit das Auge reicht. Eine Idylle sondergleichen, ein einziger Traum!

Blick aus dem Badezimmer-Fenster

Nach einem gesunden Frühstück ging es überraschend früh nach Oberndorf. Dort wurde erstmal geshoppt. So ein Spartan Beast will ja gebührend in Erinnerung gehalten werden. Darum gab es die Trifecta-Schale sowie ein Spartan Shirt mit der österreichischen Flagge. Außerdem kaufte ich mir noch ein paar Energie-Gels, die mir später das Leben retten sollten.

Ready!

12:45 Uhr ging es dann endlich los. Mir war vor Aufregung spei übel und meine dunkle Vorahnung sollte sich als wahr erweisen... "Wer seid ihr heute?" - "SPARTANER!" - "Wie lautet euer Schlachtruf?" "AROO, AROO, AROO!" - "Euer Mut und eure Bereitschaft ehren euch", machte der Anheizer weiter. Ehrlicher währe "Eure Dummheit und euer Leichtsinn gehört bestraft" gewesen, denn dies sollte der schlimmste Tag meines Lebens werden...

Es geht los!

Es fing ganz harmlos an, hier ein bisschen Klettern, da durch ein Schwimmbad... Schließlich kam ich zu einem Kanal. Frau Schulz hatte sich mittlerweile verabschiedet, da sie wesentlich schneller laufen kann. Den Kanal fand ich ziemlich nett. Durch das Wasser planschend lief ich die leichte Steigung hinauf. Hin und wieder musste man ein bisschen Kletter, es war eine Wucht. So romantisch sollte es jedoch nicht bleiben, denn auf einmal war aus dem gepatsche wieder fester Waldboden und aus der leichten Steigung ein handfester Berg geworden. Noch ahnte ich nicht, dass wir ihn ganz bis zur Spitze erklimmen mussten. Mein Frohsinn war ungetrübt.

Der Kanal. Aus dem Helikopter heraus fotografiert.
Immer weiter ging es nach oben, jede Muskelfaser meines Hinterns war dem Tode näher als dem Leben und es hörte und hörte nicht auf. Kaum war eine Ebene erreicht, ging es weiter, immer weiter und unerbittlich den Berg hinauf. Ich musste Pausen machen, aber ich war noch guter Dinge, denn wo ein Berg nach oben geht, muss er ja schließlich auch wieder nach unten führen.

Ich habe Durst, kann kaum noch laufen, meine Schritte werden klitzeklein, ich atme schwer. Ein Streckenposten bietet mir sein Wasser an. Er ist mein Held! Nicht nur laufend, sondern auch unter dem Stacheldraht kriechend müssen wir die verfluchte Alm hinauf. der Beast kennt keine Gnade! Nach dem Stacheldraht bin ich am Ende - der Berg ist es noch lange nicht.

Stacheldraht. Auf dem Boden weiter nach oben....

Endlich Verpflegung. Ich verkünde laut, dass ich die Alpen "scheiße" finde. Meine Sinne sind getrübt, im Kopf habe ich bereits ein dutzend Mal den Titelsong von "Heidi" gesungen. Ich bewundere das Mädchen, dass immer zum Ziegen-Peter hoch gelaufen ist, während ich mich Stück für Stück nach vorne kämpfe. Ich erreiche ein weiteres Plateau. Es gibt endlich Essen und Trinken. Ich würge einen Proteinriegel runter und würde ihn am liebsten gleich wieder auskotzen. Warum tue ich das hier eigentlich? Ist mein Leben nicht auch so schwer genug? Ich erinnere mich daran, dass ich das tue, weil ich einst fett war und kämpfe mich weiter, springe mit einem Gummieband durch die Autoreifen und gelange schließlich zu einem wunderschönen, eiskalten Bergsee.

Hinein ins kühle Nass! Ich schreie auf und fange an in mir sämtlichen bekannten Sprachen zu Fluchen. Die Phase des Fluchens wird bis zum Berggipfel anhalten. Aus dem Wasser heraus spüre ich, dass sich ein Wadenkrampf ankündigt. Ich verlangsame mein Tempo. Mein Körper darf nicht versagen, nicht jetzt! Für die letzten 500 Meter bergauf beglückt man uns mit einem Sandsack. Meiner passt zu meinem T-Shirt. Ich hieve das Ding hinauf, muss Pausen machen und mich setzten. Waldameisen nutzen Ihre Chance sich für die von mir zertrampelte Fauna zu rechen. Die Drecksviehcher sind riesengroß und tun verdammt weh. Ich muss also weiter, bevor sie mich ganz verspeisen. Gestandene Männer stöhnen neben mir, einzelne erleiden Wadenkrämpfe. Meine Wade hat sich indes beruhigt. Mein Körper und mein Geist kämpfen Seite an Seite.
"Think pink" - Der Sandsack und ich

Endlich! Es geht bergab, nachdem ich den ganzen abnormalen Berg hoch gelaufen bin, darf ich ihn nun wenigsten wieder runter traben, ich liege für meine Verhältnisse gut im Tempo. Die Hindernisse sind bis auf eine Riesenwand gut zu meistern. Ich schließe mich einem italienischen Pärchen an, dass mich nicht verstehen kann und die ganze Zeit sich "ti amore" zuraunt. Unten angekommen geht es wieder ein Stückchen durch den Kanal und ich denke, dass es nicht mehr weit sein kann. die zwanzig Kilometer sind voll. Jetzt kommt das mysteriöse Plus. Ich ahne nicht, dass es noch sieben verflucht harte Kilometer werden sollten.

Ich habe mich verschätzt. Die Deadline 19:30 Uhr rückt immer näher, ich kann schon lange nicht mehr laufen und bin zum schnellstmöglichen Walken übergegangen. Ich hasse mich, mein Leben, die Welt und vor allem den Veranstalter. Ich bin in der Phase der Resignation angekommen. Als ich ein weiteres Mal Sandsäcke tragen soll, fange ich an zu weinen. Die Italiener sind auch am Ende. Ich raffe mich schließlich auf und mache weiter. Nach dem Säcke tragen geht es erneut in einen Bachlauf, erneut bergauf, die Sonne beginnt langsam aber sicher sich zu verabschieden. Ich schreie laut auf, gefolgt von einem Schluchzen. Es ist ein furchtbarer Tag. Die Resignation wandelt sich in Wut um. Es geht weiter, ich stampfe voller Zorn in Richtung Ziel. Zwischendurch reflektiere ich, was mir dieses Erlebnis über mich und mein Lehramtsreferendariat lehren kann. Für sinnvolle Ergebnisse bin ich zu schwach. Ich überwinde eine weitere Holzwand, für die Mokey Bars bin ich zu energielos. Die Italiener habe ich abgehängt. Ich hoffe, dass sie es schaffen, muss aber nun an mich denken.

Ich treffe zwei Mädels, die sich auch alleine unterwegs waren, bis sie sich gefunden haben und schließe mich ihnen an. Zusammen machen wir weiter, regen uns zusammen mit Batman und Spiderman über den Berg auf und dass kein normaler Mensch denkt an 27km denkt, wenn er 20+km hört. Eine beschließt dem Veranstalter einen erbosten Brief zu schreiben. Ich beschließe an so einer Scheiße niemals wieder teilzunehmen!
Kurz vorm Ziel - Es ist schon fast dunkel!

wir schleppen uns nach fast sieben Stunden ins Ziel und ich fange fast wieder an zu weinen - aber nur fast. Ich bin total im Eimer und begebe mich auf die Suche nach Frau Schulz, die - wie ich später erfahren sollte - es gut 45 Minuten schneller geschafft hat. Ich ziehe meinen Hut!

Geschafft - fetten Dank an die Mädels! 

In der Pension angekommen fallen wir beide nach einer ausgiebigen Dusche ins Bett. Zuvor habe ich noch Magnesium und Proteine in rauen Mengen gefuttert. Am nächsten Morgen steckt uns der Muskelkater in allen Knochen! In aller Herrgottsfrühe machen wir uns auf den Heimweg zu unseren Männern, die nicht mitgekommen waren. Ich freue mich auf zu Hause und verbringe den Rest des Sonntages im Bett.

Der Morgen danach - wunderschön!

Mein Fazit: Der Spartan Beast ist grausam und kennt keine Gnade. Viele haben es nicht ins Ziel geschafft. Ich habe überlebt und bin stolz! Das T-Shirt trage ich so oft wie möglich. Die Organisation war Bombe! Es gab viele Versorgungstationen. Vielen Dank an alle freiwilligen Helfer. 
Ich fand es fair, dass der Veranstalter die Deadline nach hinten verlegt hat. Alle, die im Ziel ankamen wurden gewertet und bekamen ihre Medaille. So geduldig wie die Veranstalter waren die Kollegen vom Sportograf leider nicht alle. Viele hatten schon eingepackt, als ich ankam und so gab es diesmal trotz 27km nur wenige Bilder von mir. 

Naja und was soll ich sagen? Nächstes Jahr weiß ich genau, was auf mich zukommt und dann werde ich zu allem bereit sein! Ich werde diesen Winter zum trainieren nutzen und nächstes Jahr allen zeigen, was die pummelige Lehrermietze so drauf hat!

Mittwoch, 2. September 2015

Ladies Run Wiesbaden 30.08.2015 - Laufblockade endlich bezwungen!

An der Uni gab es oft Kommilitonen mit einer Schreibblockade. Irgendwie bekommen diese Menschen nix aufs Blatt Papier. Ich hab das nie verstanden. Blockaden sind ja nur im Kopf.... Die kann man doch ganz einfach mit einer gehörigen Portion Willen besiegen. Verdammt richtig und genau deshalb ist es auch so schwer sie zu durchbrechen!

Ich hatte seit Mitte Juni eine Laufblockade. Klinkt komisch - is aber so. Seit dem Spartan Super hab ich keine Kilometer mehr auf den Asphalt bekommen. Es ging einfach nicht. Ich konnte mich nicht aufraffen und je länger ich nicht lief, desto mehr schwand das Vertrauen in die eigenen Leistungen und das eigene Können. "Die Muskeln sind ja eh alle weg", dachte ich mir. Kettlebells schwingen, Langhanteln stemmen... alles kein Problem, aber die Laufschuhe schnüren und einfach loszurennen, das habe ich mir plötzlich nicht mehr zugetraut. Blöd nur, dass im Oktober der Halbmarathon in Köln ansteht. Irgendwie ging es nicht und der Druck wuchs und wuchs...

Der Ladies Run kam mir darum jetzt wie gerufen. Ich hatte mich bereits im Januar angemeldet und bin ein zu geiziger Mensch, als dass ich an etwas nicht teilnehme, was ich bereits bezahlt habe. Gelobt sei die deutsche Mentalität des Geizes! Also ging es gestern ab nach Wiesbaden. Ein Frauenlauf eignet sich besonders gut, um eine Laufblockade zu beseitigen, denn hier läuft alles etwas entspannter ab als bei den Unisex-Rennen. Prosecco hier, Pröbchen da. Alles, nur kein Stress, dafür jede Menge Spaß. Klar, sind vorne auch immer ein paar Sprinterinnen dabei, aber die sind ja schnell um die nächste Ecke verschwunden und dann geht es entspannt weiter.

Bei lauschigen 34°C war allein das Wetter eine Herausforderung. Aber wie gesagt. Bezahlt ist bezahlt. Die Orga war, wie schon im letzten Jahr, äußerst gut. Innerhalb von fünf Minuten konnten meine Freundin und ich unsere Startunterlagen abholen. Im Startbeutel war allerlei nützliches dabei. Etwas traurig fand ich, dass All you need nicht mehr als Sponsor dabei war. Letztes Jahr gab es einen Gutschein über 20€ für den Shop. Schade. Dafür trat die Arag als neuer, starker Sponsor auf den Plan und schenkte allen Teilnehmerinnen das Zielvideo. TOLL! Ich freue mich darüber sehr! Ebenso toll war, dass man eine zusätzliche Versorgungsstation für alle 10km-Läuferinnen eingerichtet hat, sowie einen Rasensprenger, der uns bei dem Wetter auf ein wieder erträgliches Maß runter gekühlt hat.
Bei 34°C+ stöhnte nicht nur ich unter der Hitze. 

Der Startschuss war um 15:00 Uhr bzw. um 15:10 Uhr. Zunächst starteten alle Ladies, die sich für die 5km-Distanz gemeldet hatten, inklusive Walker-Fraktion und im Anschluss die 10km-Läuferinnen. Dies führte unweigerlich dazu, dass die 10km-Läuferinnen irgendwann zumindest mal die Walker - aber auch einige langsame Läuferinnen - einholten und folgerichtig überholen mussten. Gerade für ambitionierte Läuferinnen nicht unbedingt das Nonplusultra. Hier hätte man besser Läufer und Walker gesplittet. Zumal es einige Walkerinnen immer noch nicht schaffen sich HINTER die Läuferinnen einzuordnen. Gerade wenn diese auch noch mit Stöcken am Start sind, stellen sie ein außerordentlich hohes Stolperrisiko dar. 
Von Anfang an durchgeschwitzt.

Die Strecke an sich ist sehr ansprechen. Es geht zunächst durch den Kurpark in Wiesbaden und anschließend eine Runde durch die Innenstadt. Leider handelt es sich um einen 5km-Rundkurs. Darum müssen die 10km-Läuferinnen zweimal die selbe Runde laufen. Für meinen Kopf ist das gar nicht gut. Nach einer Runde habe ich immer das Gefühl fertig zu sein. Zu Hause achte ich äußerst stark darauf, nie an einer Stelle zweimal vorbei zu kommen, da ich dann gefühlt "fertig" bin.

Die absoluten Helden des Tages waren liebe Anwohner im Kurpark, allesamt im Badeoutfit, die uns mit einem Gartenschlauch abgespritzt haben. Ich denke, dass ich für alle Teilnehmerinnen spreche wenn ich sage, dass wir unendlich dankbar für diese Abkühlung waren. Neben der Abkühlung wurden wir von der Familie auch noch lautstark angefeuert. Wirklich toll! Überhaupt gab es diesmal viel mehr Zuschauer, Anfeuerer und Motivatoren als letztes Jahr, was damals sicherlich aus dem Dauerregen resultierte. Eine Trommelgruppe machte das Bild perfekt.
Endlich im Zieleinlauf.

Tja Leute, was soll ich sagen? Nach gut 2,5 Monaten Laufpause habe ich ausm Stand den 10km-Lauf bei 34°C geschafft. Die Muskeln vergessen wohl doch nicht so schnell. Klar war ich langsamer als sonst. Trinkpausen raubten Zeit, aber natürlich war ich auch aufgrund der Pause nicht mehr allzu schnell (Nicht, dass ich jemals wirklich schnell gewesen wäre). Ich war ca. 10 Minuten langsamer als sonst, aber das ist mir sowas von egal! Ich war wieder laufen und heute, einen Tag später, fühle ich mich trotz Todesmuskelkater und Blase am Fuß ziemlich geilomatiko. Das Knie hat außerdem gehalten. Ich bin endlich völlig schmerzfrei. Jetzt heißt es an alter Erfolge anknüpfen und ab wieder ab auf den Asphalt. Schließlich ist in 14 Tagen der Spartan Beast und da ist Versagen keine Option!


In diesem Sinne freue ich mich auf die kommenden Laufeinheiten. Ganz ohne Uhr, ohne Druck und dafür mit viel Spaß für die Sache!


Donnerstag, 13. August 2015

Spartan Super Race - Wir gegen steil! 27.06.2015

Was lange währt wird endlich gut. Es sind Sommerferien und endlich komme ich dazu meinen Bericht zum Spartan Super Race in Wiehl bei Köln zu schreiben. Die Diziplin Super besteht aus 13km+, also mindestens 13km und 20+ Hindernisse. Wir kamen auf insgesamt 29 grandiose Hindernisse. Soviel vorweg: es war mir ein Fest!

Wie sich das für echte Spartaner gehört sind wir zelten gegangen. Wir, das war die Hälfte unseres Teams, dem "Pfälzer Schobbetrub". Das Motto wurde undemokratisch von demjenigen, der sich als erstes angemeldet hatte, ausgewählt, aber schließlich gab es in Sparta auch nicht solch' überbewerteten Dinge wie Demokratie. Aus insgesamt sechs Spartanern bestand unser Zusammenschluss.

Nach einer lauschigen Nacht mit Dauerregen auf dem Zeltplatz, ging es los zum Motocross-Platz in Wiehl. Die Parksituation war - nennen wir es mal suboptimal. Bei der Einfahrt auf den "Parkplatz" (Es handelte sich hierbei um eine Weidewiese) durfte jedes Auto 5€ löhnen. Sinnvoller wäre es gewesen, diesen Betrag beim Wegfahren zu fordern. So bildete sich eine schier endlose Schlange, die schließlich dazu führte, dass unser Team getrennt (Zelter und Nicht-Zelter) starten musste. Die Orga auf dem Event-Gelände selbst war dann wieder vorbildlich. Hier klappte alles reibungslos.
"Parkplatz"

Ein Moderator heizte uns in gewohnter Spartaner-Manier im Startblock an: "WAS SEID IHR HEUTE?" - "SPARTANER!!!!". "WIE LAUTET EUER SCHLACHTRUF?" - "AROO, AROO, AROO!!!!" Ich kann kaum in Worte fassen, welch unglaublich gutes Gefühl es ist, dort mit dem Rest der Meute steil zu gehen.
AROO, AROO, AROO!!!!

Steil gehen ist überhaupt ein gutes Stichwort, denn die Veranstalter hatten es sich wohl zum Ziel gemacht, genau so viele Höhenmeter wie Streckenmeter in die Distanz einzubauen. Direkt nach dem Start ging es erstmal bergauf und dann wieder und immer wieder. Baumstämme und Säcke mussten zunächst berghoch und dann wieder bergrunter gehievt werden. Die Po-Muskeln schrien empört auf.
Und jetzt hoch damit!

Im Vergleich zum Sprint in München gab es wesentlich weniger Wasser. Ein paar Mal mussten jedoch auch wir ins kühle Nass... Als ein paar Männer vor mir vor Kälte aufstöhnten meinte ich nur: "Ihr wart wohl nicht in München am Start!" Ein paar Insider lachten sich mit mir schlapp. "Das Trauma von München sitzt tief", antwortete ein Leidensgenosse. Wie recht er doch hat!
HINEIN!
Über zu wenig Schlamm konnten wir uns auch nicht beschweren. Wir konnten uns ordentlich einsauen! Das war nicht zuletzt dem Dauerregen der vergangenen Nacht geschuldet. Es gab einige Schlammgruben, durch die wir durch mussten. Es war einfach nur herrlich. Ein Sportograf hat diesen Moment des vollkommenen Glücks in meinem Gesicht festgehalten. So fühlt sich Freiheit an!

So sieht Glück aus!

Insgesamt waren die Hindernisse für mich gut zu schaffen, aber wieder einmal scheiterte ich an Monkey Bars, Seilklettern und Speerwurf. Ein weiteres Hindernis war das abstützen auf einer Art Barren (nur leider wesentlich länger und weiter auseinander). Auch hier musste ich kapitulieren. Ich gelobe Besserung für den Beast in Österreich. Frau Schulz und ich sind nämlich so mega Gaga und haben uns für die 23km+-Disziplin angemeldet. Mutig oder dumm, denn so weit kann ich eigentlich noch gar nicht laufen. Allerdings haben wir bereits zwei Teile der Trifecta-Medaille und da möchten wir auf den dritten Teil nicht verzichten.
Also bin ich jetzt mitten in der Vorbereitung für den Beast. Nach dem Rennen ist vor dem Rennen oder so. Insbesondere lege ich Wert auf den Kraftaufbau. Ich fresse nur noch Proteine freue mich tierisch auf die nächste Herausforderung.

Noch ein paar Worte zur Dusch-Situation. Auch hier musste ich eine warme Dusche nach dem Rennen verzichten. Es gab weder warmes noch sauberes Wasser. Dieses wurde nämlich aus einem Fluss gepumpt und kam bereits braun und mit kaum Druck aus den Schläuchen. Bei den Temperaturen in Wiehl war das nicht weiter ein Problem. In München jedoch musste ich ernsthaft fürchten, mich zu erkälten.

Nach den Ferien wird man mich das erste Mal auf meine Schüler loslassen.  Da muss ich sowieso fit sein. Dazu ein paar persönliche Worte: Ich freue mich tierisch darauf endlich meinen Beruf ausüben zu können. Ich freue mich auf jeden einzelnen Schüler und hoffe, dass ich sie mit meiner Begeisterung für Sport und Bewegung anstecken kann. Gute Sportler sind oft auch gute Führungspersönlichkeiten. Ich hoffe beides gut verkörpern zu können.

PS: Vielen Dank mal wieder an das grandiose Team vom Sportograf. Die Bilder können sich mal wieder sehen lassen!

Donnerstag, 30. April 2015

Spartan Race Sprint München 18.04.2015

Was passiert, wenn man völlig unerwartet zwei Startplätze für den Spartan Race Sprint in München gewinnt? Richtig: Man schnappt sich die andere Spartanerin und macht sich völlig untrainiert auf den Weg.

8:30 Uhr ging es mit dem Auto los nach München. Gegen 13 Uhr kamen wir dort an. Startunterlagen abholen war überhaupt kein Problem. Wir mussten nicht anstehen nichts.
Um 14:45 Uhr hieß es für uns Aufstellen zum Start. Spannung! Gleich geht es los! "Wer seid ihr heute?", rief ein Moderator. "SPARTANER" brüllten Männer und Frauen zurück. Mein Herz machte einen Sprung. Keiner der hier Anwesenden Damen bestand darauf eine SpartanerIN zu sein. Da sieht man mal wieder, dass selbstbewusste Frauen sowas gar nicht nötig haben. Zurück zum Thema. "Wie lautet unser Schlachtruf?", rief der Moderator. "AROO AROO AROO" brüllte die Meute zurück. Ein herrliches Gefühl. Frau Schulz und ich freuten uns wie ein (Tofu-)Schnitzel. in fünf Sekunden ging es los. 

Wir laufen los. Mein Schnecki-Tempo versteht sich. Alles easy peasy, denk ich, da kommt ein Berg... Ein richtiger Berg, steiler als die Himmelsleiter in Ingo Lauffouls Wald, gottlob nicht ganz so lang. wir müssen hoch. Laufen ist unmöglich, wir gehen. Frau Schulz immer einen ticken schneller als ich. Mein Hintern hat die Himmelsleiter aus vom vergangenen Donnerstag noch gut im Gedächtnis und fängt an zu weinen.... Endlich sind wir oben! es geht weiter. Den ganzen Berg sind wir nur hoch gelaufen, um ihn anschließend wieder runter zu traben. Danach geht es in Serpentinen wieder aufwärts. oben angekommen kommt ein Memory Hindernis. Abhängig von der Startnummer muss man sich einen Code merken. Meiner war India-950-7200. Ich werde ihn wohl nie mehr vergessen. Die Angst vor Strafburpees bei Nichterinnern ist viel zu groß. Wir laufen weiter und kommen zu einem Haufen Baumstämme. Diese müssen eine Runde getragen werden.... ich entscheide mich für das Tragen auf den Kopf. Frau Schulz klemmt sich das Teil lässig unter den Arm... Während des ganzen Rennens gilt es immer wieder 2m - 2,50m hohe Holzwände zu überwinden. Ich hätte damals mehr Fruchtzwerge essen sollen. Drüber, drunter durch die Mitte. Es ist für jeden was dabei. Die meisten schaffen wir ohne Probleme. In meinem Kopf notiere ich mir "Springen trainieren". Weiter geht's. 


Die Berge sind geschafft... Mir ist mittlerweile ganz schön warm. Zum Glück haben wir eine Abkühlung in Aussicht! "Rein ins kühle Nass", denke ich und bin auch schon dort, wo sonst nur Enten reinkacken dürfen. Mir bleibt fast das Herz stehen. Den Frühling hat München wohl komplett verpasst. Das Wasser ist - Verzeihung - motherfuckingarschlochscheißkalt!. Darauf bedacht nicht in Ohnmacht zu fallen machen wir uns durch das ca. hüfthohe Wasser. Insgesamt müssen wir drei Mal ins Eisbad. Am Ende sogar unter Stämmen durchtauchen und gegen eine leichte Strömung anschwimmen. Meine Armmuskeln fangen an zu krampfen. Aber hier scheidet sich nun mal die Spreu vom Weizen. Gut, dass der Körper das Adrenalin erfunden hat. Ich werde es schon überleben *brrrrr*. Nie wieder werde ich das Fett an meinen Oberschenkeln verschmähen, denn es hält meine Beine warm und intakt. Am Ende der Strömung müssen wir ein Kletterhindernis überwinden. Absolut mein Ding. Viel mit Warmlaufen ist nicht, denn vor uns ist Stacheldraht und wir müssen drunter durch. Wir machen einen auf (Tofu-)Dönerspieß und rollen uns durch. 


Nicht alle Hindernisse können wir überwinden. Wir scheitern beim Speerwurf (weit genug aber daneben), dem Seil hochklettern (Notiz an mich selbst: Seil finden und üben!!!!) und den Monkey Bars. Strafburpees sind angesagt... Die Arme sind völlig unterkühlt und wollen nicht mehr. Gott sei dank ist man bei den Burpees nicht überkorrekt. Ich sehe das 5-km-Schild... Der Sprint hat insgesamt 5km+. Ich frage mich wie viel dieses "+" wohl sein wird.Gefühlt sind wir schon ewig unterwegs.
Wir sind im Olympiastadion angekommen. Man, hat das viele Treppen...! Wir nehmen sie alle... Und damit uns nicht langweilig wird, dürfen wir 2x ganz runter und ganz hoch mit einem hübschen Säckchen (geschätzt 15kg, Männer hatten locker 25kg) auf den Rücken. Wir machen uns auf den Weg. Ich bekomme noch einmal ein Gefühl wie mein Leben vor meiner Diät war und frage mich, wie ich damit den Alltag bewältigen konnte. Manche Leute vor mir taumeln... "Wenn jetzt einer fällt, sind wir alle dran", denke ich. Gottlob fällt keiner. Sind halt alles harte Spartaner! Weiter geht's.
Irgendwo auf der Strecke mussten wir unter Netzen durchrobben. Seitdem ist meine Startnummer weg... Gut, dass es das Stirnband gibt. Ein weiteres Hindernis war mit beiden Füßen durch ein Reifenmeer zu hüpfen. Damit hier keiner schummelt, gab es Flexibänder... (Notiz an mich selbst: mehr Seilspringen) Wir sind schon fast wieder da. Ich kann die Musik schon hören, schön. Noch ein Kletterhindernis -YES - und dann geht es ein letztes Mal ins Wasser. Das ist aber nicht annähernd so kalt wie der See. 

Wir kennen beide unseren Code, den wir uns am Anfang merken mussten. Noch mehr Burpees wären auch definitiv nicht drin gewesen. Das letzte Hindernis ist Feuer. Gar kein Thema. Wir springen drüber und springen ins Ziel. Geschafft!!! Es gibt ne fette Medaille und wir fühlen uns wie die geilsten Affen unter der Sonne, obwohl wir mit knapp 1h 38min eher zu den langsamen Spartanern zählen. Gut dass wir hier nicht wirklich in Sparta sind. Uns hätte man als Kind bestimmt den Berg runter geworfen... Naja, für untrainiert und aus dem Stand dahin, waren wir dann doch mega geil. 

Reebok sponsert ein Finisher Shirt. Das ist ja wohl auch das Mindeste! Es gibt eine weitere Medaille bzw. ein Drittel davon. Wer Sprint, Super und Beast absolviert hat, kann die Teile in eine vollständige Medaille eintauschen... Wir sind völlig durchgefroren und fix und alle... Warme duschen? NOPE! Das Olympiaschwimmbad will die dreckigen Spartaner wohl nicht haben, Darum dürfen wir uns mit einem Gartenschlauch abspritzen... Die Wassertemperatur könnt ihr euch denken, oder? Das Fett an meinen Oberschenkeln kapituliert. Meine Beine fangen an unkontrolliert zu zittern.... Man, ist das f***ing kalt hier!!! Trennung zwischen Männlein und Weiblein gibt es auch nicht... Und so kann ich mir bibbernd einige nackte Spartaner angucken.... 

Der Dreck sitzt überall.... Und auch heute konnte ich noch so einiges in und um meine Ohren herum finden. Ich segne hiermit den Erfinde der Q-Tips! Danke! Es gibt noch ein Abschiedsfoto von Reebok und dann machen wir uns auf den Heimweg. Immerhin liegen erneut 4h Fahrt vor uns. Ich mach im Auto die finnische Sauna an. Endlich wird es warm.
Um 22:30 Uhr erreichen wir die Villa de Noel. Ans nach Hause gehen ist für mich noch nicht zu denken. Wenn ich mich zum Deppen mache, dann richtig! Also laufe ich mit Stirnband, Finisher Shirt und Medaille bei meinem Menne und unseren Freunden im Irish Pup auf, genehmige mir ein längst überfälliges Weizen (natürlich ohne Alkohol) und fahre dann samt Menne glücklich und zufrieden nach Hause, wo ich gegen 1 Uhr morgens ankomme...

Ihr wollt wissen wie Frau Schulz den Tag erlebt hat? Dann schaut mal hier vorbei.
Aktuelle Spartan Race Termine in Deutschland findet ihr hier.