Montag, 27. November 2017

Warum ich meinen Sport vor der Arbeit mache

Wenn morgens der Wecker klingelt möchten die meisten Menschen den selbigen am liebsten sofort mit einem Vorschlaghammer ins Jenseits befördern. Mir geht es da oft nicht anders. Selten wache ich an einem Arbeitstag erfrischt und munter auf, mache einen Brunftschrei und stürze mich voller Motivation und freudiger Erwartung ins Leben. Ich bewundere die Menschen, die so ticken, aber ich bin leider anders gestrickt.

Mein Alltag ist vor allem von zu wenig Schlaf geprägt, was aus einem schlechtes Zeitmanagement, YouTube-Sucht und leichter Ablenkbarkeit resultiert. Dazu die mehr der minder freiwillige Mitgliedschaft in diversen WhatsApp- und Facebook-Gruppen. Ein leidiges Thema. Lange Rede kurzer Sinn: Um genug Schlaf zu bekommen, sollte ich gegen 21 Uhr Richtung Bett marschieren. Die Realität weicht von diesem Ziel signifikant ab.

Aus meinem Schlafdefizit resultiert meine Morgenmuffeligkeit sowie meine ausgeprägte Koffeinsucht. Trotzdem trainiere ich seit ca. zehn Wochen von Montag bis Freitag vor der Arbeit. Warum möchte ich euch heute in diesem Blog erklären und gleichzeitig Werbung für diesen Lebensstil machen.

Ich bin kein Mensch, der voller Ungeduld das nächste Workout herbeisehnt. Das Gegenteil ist eher der Fall. In der Regel muss ich mich zu meinen Workouts treten. Da ich unter starker Aufschieberitis leide, sah bis vor Kurzem die Praxis meist wie folgt aus:
Langer Tag auf der Arbeit! Wenn man um 19 Uhr erst nach
nach Hause kommt, will niemand mehr Sport machen!

Nach einem vollen Schultag, kam ich nach Hause und musste erst einmal – so meine feste Überzeugung – ein bisschen Entspannen. Der Fernseher gab mir kognitiv leichte Unterhaltung, auch Assi- oder Hartz-IV-TV genannt. Aus einer geplanten Stunde wurden zwei. Jetzt ist so Assi-TV manchmal ganz schön ermüdend… Also machte ich mir erstmal einen Kaffee. Nachdem ich diesen getrunken hatte, musste ich erstmal eine kleine aber feine Verdauungspause machen, sagen wir mal so zwei bis drei Stunden und *huch!* der Tag war vorbei und ich hatte noch gar keinen Sport gemacht… Macht ja nichts, beruhigte ich mein Gewissen. Dann machst du morgen einfach etwas mehr Sport.

Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Wenn überhaupt machte ich ein Training. An Aufholen war gar nicht zu denken. Die Folge dürfte jedermann klar sein: ich machte zu wenig oder gar keinen Sport, Ergebnisse ließen folglich auf sich warten. So wollte ich nicht weiter existieren und aus genau diesem Grund bin ich dazu übergegangen meinen Sport morgens „aus dem Weg zu schaffen“.

Ich muss zugeben, dass die ersten Wochen wirklich hart waren! Jeden Morgen hatte ich quälende Diskussionen mit meinem Schweinehund. Dieser ist ein Meister darin Ausreden zu finden. Aber nach Wochen der Disziplin wurde die Stimme des Faulpelzes immer leiser, bis sie schließlich nur noch ein leises Flüstern war, welches getrost ignoriert werden konnte. Im Gegenzug für meine Beständigkeit habe ich ein neues Stück Lebensqualität erhalten. Es ist ein wirklich großartiges Gefühl, wenn man am Abend nach Hause kommt und das Training nicht wie ein Damoklesschwert über einem hängt. Auch komme ich morgens viel frischer auf der Arbeit an und mache endlich die Veränderungen in meiner Physis, die ich brauche, um motiviert zu bleiben.

Und so sieht mein Morgen aus:
  • 5:00 Uhr: Der Wecker klingelt, ich fluche und drücke die Snooze-Taste
  • 5:02 Uhr: Der Handywecker klingelt, ansonsten siehe 5:00 Uhr
  • 5:20 Uhr: Ich prügel meinen schlaffen Körper aus dem Bett, fluche erneut, zieh Sportklamotten an
  • 5:25 Uhr: Ich rühre eineinhalb Dosierlöffel C4 in 200ml Wasser und trinke das Zeug auf Ex (weiterer Vorteil: Der morgentliche Kaffee zur Koffeinsuchtbefriedigung fällt weg), erneutes Fluchen
  • 5:30 Uhr: Ich habe es geschafft, stehe vorm Fernseher, lege die DVD mit dem WOD (workout of the day) in den DVD-Player und beginne mein dreißigminütiges Workout (meistens HIITs oder Kraftausdauer)
  • 6:05 Uhr: Duschen, anziehen, fertigmachen
  • 6:40 Uhr Ab ins Auto, Fahrt zur Schule


das morgendliche Equipment
Dem aufmerksamen Leser ist aufgefallen, dass mein Schweinehund und ich mit dem Fluchen aufhören, sobald ich mit dem Sport begonnen habe. Ich habe also an schlechten Tagen ca. zwanzig Minuten Leidensdruck, aufgrund meiner unsagbaren Faulheit. Diese zwanzig Minuten sind aber nichts im Verhältnis zu einem ganzen Arbeitstag, an dem ich ständig daran denken muss, dass ich ja noch Sport treiben muss.


Alles in allem hat sich das Konzept „Sport am Morgen“ für mich bewährt und bezahlt gemacht. Ich lege es jedem ans Herz, dem beim Sport ständig was dazwischenkommt und der deshalb seine sportlichen Ziele verfehlt. Der Start ist hart, aber glaubt mir: ES LOHNT SICH!